Ich liege hier auf einem Diwan. Man kann sich das vorstellen wie im Märchen. Der Ventilator surrt, das Licht ist gedämpft durch farbige Fenster, an der Decke hängen lauter bunte Glaskugeln, Bilder von einem prunkvollen Indien an der Wand, der Tee duftet. Neben dem Diwan sind Fenster, die mit einen Sandsteingitter verkleidet sind. Kunstvoll behauene Ornamente – eine unvorstellbare Arbeit. Sie machen eine wunderbare Atmosphäre und waren früher dafür gedacht, dass auch Frauen aus dem Fenster schauen können, ohne gesehen zu werden. Ja und hier liege ich nun und schaue nach draußen. Da tobt Holi!!! Eigentlich wollte ich auch mittoben. Einmal in diesen Farbennebel eintauchen. Aber … wie war das? Man plant und das Leben passiert. So bin ich schrecklich vernünftig und schaue mir das Treiben von oben an. Und das hat auch was.
Holi ist eins der ältesten Fest in Indien. Es findet immer an Vollmond des Monat Phalgun (Februar/März) statt und feiert den Beginn des Frühlings. Die Farben sagen, dass das Leben nie schwarz/weiss ist, dass es immer einen Grund gibt zu Lachen und man die Freude genießen, sie teilen und allen Menschen verzeihen soll. Am Abend vor Holi ist Holika. Hier werden Scheiterhaufen entzündet, mit denen eine symbolische Gottheit verbrannt wird.
Gestern haben wir uns mit indischen Freunden getroffen und Holika in ihrem Bezirk gefeiert. Sie wollten uns zeigen, dass es auch außerhalb unserer Altstadtmauern ein Indien gibt. Und wow … hatte ich die Gegensätze in diesem Land geahnt, so waren meine Vorstellungen weit von der Realität. Ein neues Wohngebiet zu Füssen des Königspalastes, mit eigener bewachter Zufahrt, alles ordentlich, alles sauber, luxuriös und ruhig. Auch der Tempel war ein eigener. Hier feiert man unter sich. Auch ein Extrem dieses Landes. Nein … nicht ein einzigstes Hupen. Happy Holi 🙂